„Es gibt eine Sehnsucht in der deutschen Weinseele, die wohl nie befriedigt wird: Einst wurden deutsche Spitzenweine in Paris zu höheren Preisen als Bordeauxs verkauft. Zwei Weltkriege beendeten diese glorreiche Zeit (und richteten noch weit beträchtlicheren Schaden an).
Aufgrund dieser Sehnsucht tut es uns so gut, wenn jemand aus einem weltberühmten Anbaugebiet in Deutschland tätig wird. Sei es ein Kellermeister aus der Champagne in der Pfalz, oder ein portugiesischer
Weltstar an der Mosel. Dirk van der Niepoort heißt letzterer, ein innovativer Tausendsassa und ein Großer der Portweinszene. Auf einer Weinprobe in der Karibik lernte er den Moselwinzer Philipp Kettern aus Piespoort, pardon Piesport kennen. Niepoort liebt deutsche Rieslinge, insbesondere die filigranen von der Mosel. Solche wollte er gern selbst produzieren und hatte nun einen Partner dafür gewunden. Mit dem Jahrgang 2012 ging es los, auch Niepoorts Söhne Daniel und Marco wurden in das Projekt involviert. Die Trauben von Steillagen werden spontan vergoren, und zumeist in alten Fuderfässern mit langem Hefekontakt ausgebaut. Auch einige Naturweine erblicken hier das Licht der Welt.
Der schlanke, rassige und mineralische Socalcos besitzt einen irren Zug, wundervolle grüne Noten wie Pistazie und Waldmeister. Es ist ein besonders portugiesischer Mosel-Riesling, denn die Parzelle im hoch gelegenen Leiwener Josefsberg wurde in Doppelreihen auf Terrassen gepflanzt, genau wie es im Douro-Tal üblich ist, wo die traditionellen Terrassenweinberge Socalcos genannt werden. Socalcos ist also nicht der Name der auf dem Etikett abgebildeten Schafe (die ein wenig aussehen wie Widder). Diese leben im Winter und Frühjahr im Weinberg, um Gras und Unkraut kurz zu halten.
Schmeckt bei FIO auch etwas nach iberischer Halbinsel? Ja, der Navazos,
bei dem mit Florhefen experimentiert wird, erinnert an einen Manzanilla Sherry. Es gibt eine Sehnsucht in der deutschen Weinseele, die wohl nie befriedigt.”